Großes Interesse am Palliativ-Hospiz-Tag in Elsenfeld

10.11.2016
Seit elf Jahren hat der vom Arbeitskreis Palliativ-Hospiz und dem Landkreis Miltenberg veranstaltete Palliativ-Hospiz-Tag einen festen Platz im Jahreskalender. Dass Jahr für Jahr zahlreiche Besucherinnen und Besucher kommen, ist nicht verwunderlich – präsentiert er doch stets neue, interessante Themen.

Gesundheitsregion plus Miltenberg

Bereits zur Eröffnung durch Landrat Jens Marco Scherf fanden sich am frühen Mittwochnachmittag rund 150 Zuhörerinnen und Zuhörer im Elsenfelder Bürgerzentrum ein. Scherf stellte die Organisatoren des Palliativ-Hospiz-Tags heraus, die wieder viel Arbeit investiert hätten. „Jeder Mensch verdient ein Lebensende in Würde und Achtung seiner Persönlichkeit“, führte er in das Thema ein und stellte fest, dass der Tod Teil des Lebens sei und das Sterben in die Mitte der Gesellschaft gehört. Er lobte die Anstrengungen der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV), aber auch den Beitrag der erst kürzlich eröffneten Koordinationsstelle des Kinder- und Jugendhospizdienstes im Landkreis Miltenberg in Kleinheubach. Der Palliativ-Hospiz-Tag solle betroffenen Menschen und deren Angehörigen Raum und Gelegenheit geben, Erfahrungen und Informationen auszutauschen, sagte der Landrat und appellierte an die Gäste, sich professionelle Unterstützung zu holen, wenn man in Not sei und das Gefühl habe, allein gelassen zu sein. Am Ende seiner Ausführung dankte er dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege sowie der Bayerischen Stiftung Hospiz für die finanzielle Förderung.

Landrat Jens Marco Scherf eröffnete den Palliativ-Hospiz-Tag im Elsenfelder Bürgerzentrum

Der Hausherr des Bürgerzentrums, Bürgermeister Matthias Luxem, machte ein in den letzten Jahren gestiegenes öffentliches Bewusstsein aus, dass man über den Tod spricht und dass der Tod zum Alltag gehört. Bei allen Bemühungen für das Ermöglichen eines menschenwürdigen Sterbens sollten aber auch die Helfer auf sich achten, mahnte er. Wie der Landrat dankte auch Luxem den Ehrenamtlichen, die Sterbende und deren Angehörige begleiten.

Auf ein interessiertes Publikum, darunter viele Fachkräfte, stieß der Ärztliche Direktor des Lohrer Bezirkskrankenhauses, Professor Dr. Dominikus Bönsch. Er befasste sich in seinem Vortrag mit „Depressionen bei pflegebedürftigen Menschen“. Nach einer Einführung, wie Depressionen entstehen und wie sie behandelt werden, ging er auf Depressionen von pflegebedürftigen Menschen ein. Mit der richtigen Behandlung könnten selbst unheilbar erkrankte Menschen durch eine antidepressive Therapie so behandelt werden, dass schon nach einer Woche fünf von sechs Patienten nicht mehr den Wunsch äußerten, sterben zu wollen. Dabei gehe man pragmatisch an die Krankheit heran, erklärte er. Man behandele die Symptome unter Berücksichtigung organischer Schädigungen, des Alters und weiterer Faktoren – allerdings nur im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans. „Kein Patient muss in seiner Depression verbleiben“, wies er auf gute und effektive Behandlungsmöglichkeiten hin. In der Regel könne man mit einer geringen Medikamentendosis und Medikamenten mit geringsten Nebenwirkungen die Lebensqualität deutlich verbessern. Die besten Ergebnisse erreiche man im Zusammenwirken von Psycho- und Pharmakotherapie, stellte er fest. Mehrere im Anschluss an den Vortrag gestellte Fragen zeigten, wie wichtig dieses Thema im Alltag geworden ist.

Der Ärztliche Direktor des Lohrer Bezirkskrankenhauses, Professor Dr. Dominikus Bönsch, befasste sich in seinem Vortrag mit „Depressionen bei pflegebedürftigen Menschen“

Auch der Würzburger Facharzt für Anästhesiologie, Dr. med. Jochen Scheidemantel, vermittelte in seinem Vortrag „Ethik am Lebensende“ wichtige Informationen – etwa zu den verschiedenen Formen der „Sterbehilfe“. Man unterscheide dabei die passive Sterbehilfe, die verbotene aktive Sterbehilfe (Tötung auf Verlangen), die indirekte Sterbehilfe (Therapien am Lebensende) sowie den assistierten Suizid (Beihilfe zur Selbsttötung). Anhand mehrerer Beispiele zeigte er, welche Fragen es zu klären gilt, bevor Entscheidungen am Lebensende getroffen werden. Er schnitt auch das Thema Patientenverfügung an und forderte Betroffene auf, ihre Entscheidungen sorgfältig abzuwägen und im Austausch mit anderen Menschen zu treffen.

Zwischen den Vorträgen spielten Eva Reis (Gesang) und Christian Schmitt (Gitarre), an den Infoständen präsentierten sich unter dem Motto „Hilfe für Schwerstkranke“ zahlreiche Aussteller zu Themen wie soziale Hilfen, medikamentöse und medizinische Hilfsmittel, stationäre Einrichtungen, Abschiedskultur sowie Fort- und Weiterbildung. Für die Bewirtung sorgte der Seniorentreff „Mittendrin“ mit seiner Leiterin Christa Lebert.

Alle Besucherinnen und Besucher konnten auch die neueste Auflage des Führers "Beratungsstellen und Einrichtungen" mit nach Hause nehmen, in dem alle wichtigen Hospiz- und Palliativ-Ansprechpartner mit Telefonnnummern aufgeführt sind. Hilfe zu Fragen rund um das Thema Depression findet man auch im Internet auf der Seite der Aktion „Bitte stör mich – Aktiv gegen Depression“ unter www.bitte-stoer-mich.de

Zahlreiche Aussteller präsentierten ihre Angebote in der Informationsbörse unter dem Motto „Hilfe für Schwerstkranke“

Kategorien: Aktuelle Infos Gesundheitsregion plus

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