Im Mittelpunkt der Sitzung stand die Frage, wie dem zunehmenden Fachkräftemangel begegnet und die medizinische Versorgung vor Ort nachhaltig gesichert werden kann. Dabei wurden mehrere praxisorientierte Projekte und Initiativen vorgestellt und weiterentwickelt.
Anfang Juli hatte auf Wunsch der Arbeitsgruppenmitglieder eine Informationsveranstaltung für Bürgermeisterinnen, Bürgermeister sowie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte stattgefunden, in der Chancen und Herausforderungen rund um das Modell der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) diskutiert wurden. Die Veranstaltung, organisiert von der Gesundheitsregion Plus, bot eine Plattform für fachlichen Austausch und die Diskussion unterschiedlicher Versorgungsmodelle. Als Referenten waren Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) sowie des Ärztlichen Kommunalbüros zu Gast. Zudem stellte der Mömlinger Bürgermeister Siegfried Scholtka das dort im Aufbau befindliche MVZ vor, ein Praxisbeispiel für kommunales Engagement in der medizinischen Versorgung.
Ebenfalls thematisiert wurde das sechste Famulaturprogramm „Summer School“. Im Rahmen des von der Gesundheitsregion Plus initiierten Programms werden im September Medizinstudierende nach Miltenberg kommen, um ein vierwöchiges Praktikum bei niedergelassenen Hausärzten oder der Helios-Klinik Erlenbach zu absolvieren.
Durch ein vielfältiges Rahmenprogramm lernen die angehenden Medizinerinnen und Mediziner gleichzeitig die Region näher kennen, um die Attraktivität des Landkreises erlebbar zu machen. Das Programm verfolgt das Ziel, junge Nachwuchskräfte frühzeitig für eine ärztliche Tätigkeit in der Region zu begeistern und sie für eine künftige Niederlassung oder Anstellung zu gewinnen. Die Gesundheitsregion Plus kooperiert hierfür mit der Ärzteschaft, der Helios-Klinik Erlenbach, der BKK Akzo Nobel, der AOK sowie dem Caritasverband für den Landkreis Miltenberg. Zusätzlich beteiligen sich auch der Hartmannbund, der Ärztliche Kreisverband Aschaffenburg-Untermain und die Sparkasse Aschaffenburg-Miltenberg an dem Projekt.
Um auch im nicht-ärztlichen Bereich Nachwuchskräfte zu gewinnen und dem Fachkräftemangel zu begegnen, veranstaltet das Landratsamt Miltenberg am Samstag, 18. Oktober 2025, erstmals eine soziale Berufsmesse „Karriere mit Herz“ im Hofgarten Kleinheubach. Von 10 bis 15 Uhr dreht sich alles um Berufe mit Sinn und gesellschaftlichem Mehrwert. Das Landratsamt organisiert die Messe in Kooperation mit der Gesundheitsregion Plus – mitinitiiert von Bürgermeister Thomas Münig. Ziel ist es, jungen Menschen, Berufseinsteigenden, Umsteigerinnen und Umsteigern sowie Arbeitssuchenden authentische Einblicke in soziale Berufsfelder zu geben und für eine Tätigkeit mit Herz und Verantwortung zu begeistern. Zahlreiche Aussteller aus Pflege, Therapie, Bildung, sozialer Arbeit, Verwaltung und Medizin präsentieren ihre Angebote und stehen für persönliche Gespräche zur Verfügung. Der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich vor Ort über berufliche Chancen im sozialen Bereich zu informieren.
Im Bereich der Notfallversorgung wurde über den Stand der Einführung einer Ersthelfer-App am bayerischen Untermain informiert, mit der im Notfall schneller Ersthelfende vor Ort sein sollen. Diese App gilt als wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Notfallversorgung im ländlichen Raum. Die Verbandsversammlung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) hatte die Einführung einer solchen App bereits Ende 2024 beschlossen. Laut Mark Weigandt, Geschäftsführer des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Bayerischer Untermain, hätten mehrere Anbieter ihre Systeme vorgestellt, die sich teils deutlich in Technik und Organisation unterscheiden. Die finale Auswahl soll in der nächsten Verbandsversammlung im vierten Quartal 2025 getroffen werden.
Ein besonderer Gast der Sitzung war Professor Dr. Manuel Geuen von der Technischen Hochschule Aschaffenburg. In seinem Impulsvortrag stellte er das Berufsbild des Physician Assistant vor – eine in Deutschland noch junge, aber zunehmend an Bedeutung gewinnende, akademische Qualifikation, die Ärztinnen und Ärzte im klinischen Alltag sowie im ambulanten Bereich entlasten kann.
Der Studiengang werde seit dem Wintersemester 2024/2025 an der TH Aschaffenburg angeboten und erfreue sich großer Beliebtheit sowie hoher Bewerberzahlen, so Geuen.
Die konstruktive Sitzung zeigte einmal mehr, wie wichtig der enge Schulterschluss zwischen Verwaltung, Politik und Gesundheitsakteuren ist, um die medizinische Versorgung im Landkreis zukunftssicher zu gestalten.