06.11.2019
Mit sehr gutem Besuch sind die Organisatoren des Palliativ-Hospiz-Tags im Elsenfelder Bürgerzentrum am Mittwochnachmittag belohnt worden. Über 150 Besucherinnen und Besucher lauschten einem Vortrag von Dagmar Weimer, ließen sich die Hospizversorgung im Landkreis Miltenberg vorstellen, informierten sich an den zahlreichen Infoständen und genossen die Musik von Christian Schmitt und Eva Reis.
Nach Begrüßung der Gäste durch den stellvertretenden Elsenfelder Bürgermeister Berthold Oberle eröffnete stellvertretender Landrat Thomas Zöller die Veranstaltung, die in diesem Jahr unter dem Thema „Hospizliche und palliative Betreuung und Versorgung von Kindern, Jugendlichen mit ihren Eltern, Geschwistern und weiteren Angehörigen“ stand. Dass dieses Motto passt, stand für Zöller außer Frage, denn niemand dürfe bei diesem Thema alleine gelassen werden. Sterben, Tod und Trauer gehörten zum Leben, so Zöller, deshalb sei der Palliativ-Hospiztag so wichtig.
In ihrem Vortrag verstand es Dagmar Weimer meisterhaft, das Thema „Mit Kindern über Tod und Trauer sprechen“ aufzubereiten. Für die diplomierte Psychologin und Hebamme, die viel Erfahrungen mit trauernden Kindern, Jugendlichen und Eltern gemacht hat, steht es außer Frage, dass man vor allem jungen Menschen große Aufmerksamkeit schenken muss. Bereits Kinder hätten vielfältige Begegnungen mit dem Tod, wusste sie: aus den Medien, durch den Tod eines geliebten Haustiers oder den Tod eines Menschen in der Familie oder im Bekanntenkreis. Wie Erwachsene, trauere auch jedes Kind anders:
Manche weinten, träumten schlecht, manche würden aggressiv, manche seien still und in sich gekehrt, andere verleugneten den Tod oder entwickelten sogar Schuldgefühle. Es brauche viel Vertrauen zu Erwachsenen, dass Kinder über ihre Gefühle reden, wusste Weimer aus Erfahrung.
Die Fragen der Kinder zum Thema Tod kämen häufig völlig unerwartet und plötzlich, sagte sie und riet den Erwachsenen, die Fragen so gut wie möglich zu beantworten oder aber sorgfältig nachzudenken und die Antworten zu einem späteren Zeitpunkt zu geben. Wichtig sei es auf jeden Fall, die Gefühle der Kinder wahrzunehmen und mit ihnen zu sprechen. Wenn sich Kinder auffällig verhalten, könnten Eltern bei Trauerbegleitern oder in Trauergruppen Rat holen. Sie gab Ratschläge, wie man Kindern unterschiedlicher Altersgruppen bei der Bewältigung der Trauer helfen kann, denn mit fortschreitendem Alter werde der Tod unterschiedlich wahrgenommen.
Doch egal, wie alt die Kinder sind – wichtig sind für die Psychologin Rituale. Sie berichtete beispielsweise von einem kleinen Mädchen, das den Sarg ihres bei der Geburt gestorbenen Bruders bunt bemalen durfte und so von ihm Abschied nahm. Weitere Rituale seien etwa das Anzünden einer Kerze, eine Schatzkiste mit Erinnerungen zu gestalten, besondere Tage zu gestalten, Kindern Trauerkarten zu schicken und auch, die Kinder bei der Bestattung einzubeziehen – beispielsweise bei der Auswahl von Liedern, die das verstorbene Kind gerne gehört hat. Man solle nicht 20 unterschiedliche Rituale praktizieren, so Weimer, ein einziges passendes Ritual könne der Rettungsanker sein.
Mit vielen anschaulichen und rührenden Beispielen aus ihrem beruflichen und privaten Leben verstand es die Referentin, das Thema einfühlsam zu vermitteln. Sie stellte auch verschiedene Bücher vor, die sich kindgerecht mit dem Thema Tod befassen. Kinder bekämen bei der Bewältigung der Trauer vielfältige Unterstützung durch Lehrer und Trainer, durch Pfarrer und Seelsorger, Trauerbegleiter und auch im Internet gebe es einige gute Angebote.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Hospizeinrichtungen stellten anschließend ihre Dienste vor: der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Miltenberg/Aschaffenburg, das Malteser Kinderpalliativteam Unterfranken sowie die Anlaufstelle für trauernde Kinder „Trauernde Kinderherzen“ und der „Trauer-Treff Kahl für Verwitwete und ihre Kinder“, beide vom Malteser Hilfsdienst. Im Saal und im Foyer stieß die Informationsbörse der Kooperationspartner, bei der zahlreiche Anbieter ihre Dienste vorstellten, auf großes Interesse. Die Versorgung mit Kaffee und Kuchen stellte der Seniorentreff „Mittendrin“ Elsenfeld im Foyer des Bürgerzentrums sicher.
Auf ein aufmerksam lauschendes Publikum traf Dagmar Weimer (links) bei ihrem Vortrag Thema „Mit Kindern über Tod und Trauer sprechen“.
Kategorien: Aktuelle Infos Gesundheitsregion plus, Presseartikel