„6 ½ Kinderarztsitze reichen einfach nicht aus, um unsere Familien grundlegend zu versorgen!“, mahnt Landrat Scherf nun zum dritten Mal gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns an, denn nun belegt die von der KVB eingerichtete telefonische Servicestelle: Die Familien im Landkreis Miltenberg können nicht versorgt werden.
Im Juni 2017 hatte der Zulassungsausschuss Ärzte Unterfranken aufgrund einer ablehnenden Stellungnahme der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns den Antrag des Elsenfelder Kinderarztes Dr. Fersch auf Aufstockung seines halben auf einen ganzen Kinderarztsitz abgelehnt. Als Gründe wurden aufgeführt, dass im Landkreis Miltenberg insgesamt noch mindestens 100 freie Behandlungsplätze pro Quartal zur Verfügung stünden.
Diese Beurteilung der Kassenärztlichen Vereinigung ist fern jeder Lebensrealität, da auch weiterhin und fortgesetzt Eltern mit ihren Kindern von Kinderarztpraxen im Landkreis abgewiesen werden.
Landrat Scherf hatte sich mit diesen Hinweisen bereits mit Schreiben vom 26. Juli 2016 an den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Herrn Dr. Krombholz, gewandt, sein Unverständ-nis über die ablehnende Stellungnahme der KVB zum Ausdruck gebracht und noch einmal eindringlich gebeten, diese Beurteilung zu überdenken sowie möglichst zügig für eine ausreichende kinderärztliche Versorgung im Landkreis Miltenberg zu sorgen.
Im zweiseitigem Antwortschreiben vom 9. August 2017 ging die KVB mit keinem einzigen Wort auf die vom Landrat belegten Fälle von Abweisungen ein. Dies legte Landrat Scherf mit Schreiben vom 4. September 2017 gegenüber der KVB erneut dar, worauf sich die KVB im Schreiben vom 27. September 2017 u.a. auf die gesetzlichen und vertraglichen Grundlagen berief sowie auf die bundesweit geltende Bedarfsplanungs-Richtlinie. Mit dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz vom 23. Juli 2015 sei der Gemeinsame Bundesausschuss beauftragt worden, die Bedarfsplanungs-Richtlinie anzupassen. Der Gesetzgeber verfolge damit das Ziel, die Möglichkeiten einer kleinräumigeren Bedarfsplanung zu prüfen, um eine flächendeckende bedarfsgerechte und wohnortnahe Versorgung zu fördern. Gleichzeitig sollen die bestehenden Verhältniszahlen unter Berücksichtigung von Sozial- und Morbiditätsstrukturen überprüft werden. Maßgeblich werde hierbei zunächst ein Gutachten sein, welches der Gemeinsame Bundes-ausschuss zur Klärung der wesentlichen Fragen zur Überarbeitung der Richtlinie in Auftrag gegeben habe. Dies bleibe zunächst abzuwarten.
Nach Informationen aus den Gremien der Gesundheitsregion plus Landkreis Miltenberg sollte die Erstfassung dieses Gutachten ursprünglich bereits Anfang dieses Jahres vorliegen und wurde dann für Anfang März 2018 erwartet. Ob und ggf. in welchen Umfang es jetzt vorliegt, ist nicht bekannt.
Nach Einschaltung aller politischen Mandatsträger auf Bundes-, Landes- und Landkreisebene über alle Parteigrenzen hinweg ist danach von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns als spezieller Service Mitte Oktober 2017 bei der einhundertprozentigen KVB-Tochtergesellschaft Gedikom GmbH in Bayreuth, die auch die reguläre Terminservicestelle der KVB betreibt, eine spezielle Telefon-Hotline für Eltern aus dem Landkreis Miltenberg, die trotz eigener Bemühungen keinen Termin bei einem Kinderarzt erhalten, eingerichtet worden.
Jetzt wurde allerdings bekannt, dass auch die Terminservicestelle der KVB-Tochter mehrfach daran gescheitert ist, Familien im Landkreis Miltenberg einen Kinderarzttermin innerhalb von 3 Monaten und im Umkreis von 50 Kilometern zu verschaffen. Die Terminsuche wurde deshalb abgebrochen und der Familie wurde empfohlen, sich direkt an die KVB zu wenden und um Unterstützung im strukturschwachen Gebiet zu bitten. Folgebehandlungen bei weiteren Fachärzten müssen deshalb von der Familie auf unbestimmte Zeit verschoben werden!
„Dies ist ein Offenbarungseid, denn auch die KVB ist gescheitert und muss endlich anerkennen, dass die Familien im Landkreis Miltenberg mit 6 ½ Kinderarztsitzen definitiv unterversorgt sind“, fasst Landrat Scherf den aktuellen Stand zusammen.
Landrat Scherf hat sich deswegen jetzt noch einmal an die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns gewandt und diese aufgefordert, nun endlich zu handeln und die derzeitigen 6 ½ auf 7 Kinderarztsitze aufzustocken. Ein „Weiter so“ kann und darf es nicht mehr geben – unsere Familien brauchen eine adäquate kinderärztliche Versorgung!