Die großen Herausforderungen in der haus- und kinderärztlichen Versorgung sieht das Gremium nach wie vor als wichtigstes Handlungsfeld an. Seit dem Wegfall von insgesamt neun Hausärztinnen und Hausärzten seit August 2016 ist es bislang zu keinen Neu-Niederlassungen gekommen. Zurzeit bestehen noch insgesamt 4,5 Niederlassungsmöglichkeiten für Hausärztinnen und Hausärzte in den beiden Planungsbereichen des Landkreises. Auch bei der kinderärztlichen Versorgung hat sich noch keine Besserung ergeben. Verschärft wird die Situation noch durch den hohen Altersdurchschnitt sowohl bei den Haus- als auch bei den Kinderärzten. Rund ein Drittel bzw. mehr als 40 Prozent sind 60 Jahre und älter!
Das Gremium fordert weiterhin die Aufstockung der vorhandenen 6,5 auf 7,0 Kinderarztsitze. Die von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns Mitte Oktober letzten Jahres eingerichtete Telefon-Hotline für Eltern aus dem Landkreis, die trotz eigener Bemühungen keinen Kinderarzttermin erhalten, ersetzt nicht den geforderten mindestens weiteren halben Kinderarztsitz.
Diskutiert wurden im Gremium auch die Änderungen in der Bereitschaftspraxis Erlenbach nach deren Übernahme durch die Kassenärztliche Vereinigung und deren Umzug in den Bereich der zentralen Notaufnahme der dortigen Klinik Ende Februar dieses Jahres. Kritisiert wurden u.a. die Räumlichkeiten, die kein Wartezimmer mehr für Patienten hätten. Ebenfalls in der Kritik stand der nächtliche Fahrdienst mit einem Fahrzeug und einer Ärztin / einem Arzt in der neugebildeten Bereitschaftsdienstregion Aschaffenburg – Miltenberg – Main-Spessart. Der Nachtdienst sei ständig unterwegs bei vergleichsweise wenig Notfällen. Die Fahrtstrecken seien insgesamt zu lang.
Das Gremium besprach danach sehr eingehend den aktuellen Umsetzungsstand der in den letzten Sitzungen ausgearbeiteten Bausteine zur Hausarztgewinnung für den Landkreis Miltenberg. Medizinstudierende und angehende Medizinerinnen / Mediziner aus dem Landkreis und der Region sollen im Rahmen eines regionalen Konzepts ein umfassendes Informations-, Beratungs-, Betreuungs- und Ausbildungsangebot erhalten und u.a. sämtliche praktische Ausbildungen während des Medizinstudiums sowie die anschließende Facharztweiterbildung im Landkreis absolvieren können.
Lt. Lena Ullrich, Geschäftsstellenleiterin der Gesundheitsregion plus, die den bisherigen Umsetzungsstand vorstellte, ist die Umsetzung der Bausteine zur Gewinnung von hausärztlichem Nachwuchs gut vorangeschritten. Mit dem ersten Baustein „Werbung für den Hausarztberuf in den Gymnasien“ wurde bereits begonnen. An zwei Gymnasien in Aschaffenburg sowie an den Gymnasien in Erlenbach und Elsenfeld ist bereits im Rahmen der Studien- und Berufsorientierung von engagierten Ärztinnen und Ärzten mit sehr guter Resonanz der Hausarztberuf vorgestellt worden. Des Weiteren läuft zurzeit bei den Ärztinnen und Ärzten eine Umfrage zur Erfassung von Famulatur- und Praktikumsplätzen. Hierfür wurde ein elektronischer Fragebogen erstellt, der auf der Website der Gesundheitsregion plus abgerufen werden kann. Das geplante Famulaturprogramm für Medizinstudierende schreitet ebenfalls gut voran und wird u.a. auch attraktive Angebote der Krankenkassen und ärztlichen Verbände / Netzwerke enthalten. In der Umsetzungsphase befindet sich schließlich auch noch eine Imagekampagne für den Landkreis Miltenberg als Arbeits- und Lebensstandort. Ein erster Entwurf eines Flyers dazu konnte bereits vorgestellt werden.
Kinderarzt-Hotline für Eltern aus dem Landkreis Miltenberg
erreichbar Montags, Dienstags und Donnerstags von 8 bis 17 Uhr
sowie Mittwochs und Freitags von 8 bis 13 Uhr:
Telefon: 0921 / 78 77 65 55 02 0