Unter dem Vorsitz von Landrat Jens Marco Scherf fand in der vergangenen Woche das neunte Treffen der Arbeitsgruppe Gesundheitsversorgung der Gesundheitsregion plus Landkreis Miltenberg statt. Dabei wurde zunächst noch einmal auf die bisher von der Arbeitsgruppe bearbeiteten Themen eingegangen.
Im Bereich der hausärztlichen Versorgung sind seit August 2016 im Landkreis insgesamt neun Hausärztinnen und Hausärzte weggebrochen. Einzelne Hausarztsitze wurden zwar von anderen Hausarztpraxen übernommen, zu Neu-Niederlassungen ist es bislang aber nicht gekommen. In beiden Planungsbereichen Obernburg / Elsenfeld / Erlenbach und Miltenberg ist die Zulassungssperre jetzt aufgehoben und bestehen aktuell drei bzw. eineinhalb Niederlassungsmöglichkeiten.
Bei der kinderärztlichen Versorgung im Landkreis wurden der Bedarf und die Forderung der Gesundheitsregion plus nach Aufstockung des im Mai 2016 geschaffenen halben auf einen vollen Kinderarztsitz von der Arbeitsgruppe noch einmal bestätigt. Die von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns Mitte Oktober letzten Jahres eingerichtete Telefon-Hotline für Eltern aus dem Landkreis, die trotz eigener Bemühungen keinen Kinderarzttermin erhalten haben, wird nach wie vor nur als eine vorübergehende Notmaßnahme angesehen. Des Weiteren wurden die in der Presse veröffentlichten Überlegungen der Kinderklinik Aschaffenburg und der niedergelassenen Kinderärztinnen und Kinderärzte zur Einrichtung eines speziellen kinderärztlichen Bereitschaftsdienstes für die gesamte Region Bayerischer Untermain in der Nähe der Kinderklinik Aschaffenburg von der Arbeitsgruppe ausdrücklich begrüßt und als eine gute Lösung für die Eltern und Familien außerhalb der Sprechzeiten der Kinderärztinnen und -ärzte gewertet.
Zum Bereitschaftsdienst war zu erfahren, dass die Übernahme der Trägerschaft für die Bereitschaftspraxis an der Klinik in Erlenbach von der Maindoc GmbH & Co.KG auf die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns am 28. Februar 2018 erfolgen wird. Die neuen Räumlichkeiten werden sich dann im Bereich der Notaufnahme des Krankenhauses befinden. Außerdem sollen die Öffnungszeiten ausgeweitet werden.
Nach wie vor kritisiert wurde der geplante Fahrdienst für die neue gemeinsame Bereitschaftsdienstregion Aschaffenburg – Miltenberg – Main-Spessart, der tagsüber mit drei Fahrzeugen und drei Ärzten, nachts aber nur mit einem Fahrzeug und einem Arzt erfolgen soll. Letzteres erscheint aufgrund der Größe des zu versorgenden Gebietes (größer als das Saarland), der fast eine halbe Million zu versorgenden Menschen, der natürlichen Barriere des Spessarts sowie der absoluten und dreiseitigen Randlage der Versorgungsregion weiterhin völlig unzureichend.
Anschließend berichtete für die Odenwald-Allianz Bürgermeister Peter Schmitt über ihre aktuellen Aktivitäten und Projekte wie u.a. die Planungen eines Gesundheitszentrums in Amorbach, eines kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums in Weilbach und eines Ausbaus des chirurgischen Fachärztezentrums in Miltenberg. Alle diese Aktivitäten und Projekte stellen sehr gute und zukunftsorientierte Beispiele für regionale Bemühungen zur Sicherung der Gesundheitsversorgung dar. „Entscheidend ist die Attraktivität für junge Medizinerinnen und Mediziner, eine Landarztstelle zu übernehmen“, betonte Landrat Scherf.
Danach wurden von der Arbeitsgruppe die beim letzten Treffen im Oktober 2017 bereits ausgearbeiteten Bausteine zur Hausarztgewinnung „Werbung für den Hausarztberuf in den Gymnasien“, „Ansprache von Studierenden der Medizin an den Universitäten“ und „Bewerbung des Weiterbildungsverbundes für Allgemeinmedizin“ ergänzt und vervollständigt. Außerdem wurden in Kleingruppen noch drei weitere Bausteine zur Hausarztgewinnung ausgearbeitet und in der Arbeitsgruppe vorgestellt: Ein attraktives Famulaturprogramm für Medizinstudierende, studienbegleitende Patenschaften und eine Imagekampagne für den Landkreis Miltenberg als Lebens- und Arbeitsstandort.
Aus den bisher erarbeiteten Bausteinen soll von der Geschäftsstelle in den nächsten Wochen und Monaten ein attraktives und abgerundetes Konzept zur Hausarztgewinnung für den Landkreis Miltenberg erstellt und beim nächsten Treffen im Juni der Arbeitsgruppe vorgestellt werden. Medizinstudierende und angehende Medizinerinnen / Mediziner aus dem Landkreis und der Region sollen ein umfassendes Informations-, Beratungs-, Betreuungs- und Ausbildungsangebot erhalten und u.a. sämtliche praktische Ausbildungen während des Medizinstudiums sowie die anschließende Facharztweiterbildung im Landkreis absolvieren können.
Die Konzepterstellung wurde von der Arbeitsgruppe als besonders wichtig und dringlich erachtet, da inzwischen der Mangel an Hausärzten auch bereits in größeren Städten angekommen ist und auch Krankenhäuser der Schwerpunktversorgung bereits erhebliche Schwierigkeiten haben, ausreichend Ärztinnen und Ärzte für eine Krankenhaustätigkeit zu gewinnen.
Weitere Informationen zur Gesundheitsregion plus Miltenberg unter:
http://www.gesundheitsregion-plus-miltenberg.de.
Die Kinderarzt-Hotline für Eltern aus dem Landkreis Miltenberg ist wie folgt zu erreichen:
Telefon: 09 21 / 78 77 65 55 02 4
Montags, dienstags und donnerstags von 8 bis 17 Uhr sowie mittwochs und freitags von 8 bis 13 Uhr.