Kreis Miltenberg. Seit August 2016 bis heute sind im Landkreis Miltenberg wegen Wegzugs, Ruhestand oder Tod insgesamt neun Hausärztinnen und Hausärzte weggebrochen. Ein Großteil von ihnen konnte noch nicht wiederbesetzt werden. Dieser deutschlandweite Trend wird sich durch den Mangel an ausgebildeten Allgemeinmedizinerinnen/-medizinern und die hohe Altersstruktur der derzeit praktizierenden Hausärztinnen / Hausärzte in den nächsten Jahren noch verschärfen. Die Arbeitsgruppe Gesundheitsversorgung befasste sich deshalb bei ihrem letzten Treffen am vergangenen Mittwoch mit der Entwicklung weiterer Bausteine zur Hausarztgewinnung.
Der bereits im letzten Jahr gegründete Weiterbildungsverbund für Allgemeinmedizin ist schon jetzt ein wichtiger Bestandteil der Hausarztgewinnung geworden. Herr Dr. Siegfried Beller, Ärztlicher Direktor der HELIOS Klinik Erlenbach, und Herr Jörg Frieß, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Aschaffenburg, berichteten von den Kollegen, die derzeit ihre Weiterbildung absolvieren würden. Herr Dr. Beller sprach dabei von einer Win-win-Situation sowohl für die Abteilungen der Klinik als auch für die Weiterbildenden.
Das Gremium war sich aber sicher: Der Weiterbildungsverbund für Allgemeinmedizin alleine reicht nicht aus, um den zukünftigen Bedarf an jungen Hausärztinnen und Hausärzten im Landkreis zu decken. Weitere Bausteine müssen deshalb entwickelt werden. Geschäftsstellenleiterin Lena Ullrich stellte daraufhin die in den vergangenen Treffen bereits gemachten Vorschläge und Ideen zur Hausarztgewinnung vor.
Die Gremiumsmitglieder priorisierten neben der Weiterentwicklung und effektiveren Bewerbung des bestehenden Weiterbildungsverbundes für Allgemeinmedizin die Vorstellung des Hausarztberufes bei Schülerinnen und Schülern in den Gymnasien sowie die direkte Ansprache Studierender der Medizin an den Universitäten in Würzburg und Frankfurt.
Gemeinsam wurden die priorisierten Vorschläge in Kleingruppen bearbeitet und anschließend im Plenum vorgestellt. Der Weiterbildungsverbund müsse noch weitere Werbemittel entwickeln und in Berufsverbänden, an Universitäten und in Jobbörsen beworben werden. Um über den Hausarztberuf und die attraktiven Angebote im Landkreis Miltenberg zu informieren, sollten Ärztinnen und Ärzte des Landkreises den Schülerinnen und Schülern in den Gymnasien im Rahmen von Berufsorientierungswochen ihren Beruf vorstellen. Außerdem sollten Studierende direkt über die sozialen Medien und an den Universitäten angesprochen werden, um sie gezielt auf die Angebote und Möglichkeiten im Landkreis aufmerksam zu machen.
Außerdem wurde im Rahmen des Treffens auch das Thema „Bereitschaftsdienst“ thematisiert. Hier war zu erfahren, dass im Jahre 2018 die Trägerschaft für die Bereitschaftspraxis an der Klinik in Erlenbach von der Maindoc GmbH & Co.KG auf die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns übergehen soll und dort neue Räumlichkeiten im unmittelbaren Bereich der Krankenhaus-Notaufnahme bezogen werden sollen. Scharf kritisiert wurde dabei seitens der anwesenden Lokalpolitiker und Patientenvertreter der von der Kassenärztlichen Vereinigung geplante gemeinsame Fahrdienst für die Bereiche Aschaffenburg, Miltenberg und Main-Spessart, der tagsüber mit drei Fahrzeugen und drei Ärzten, nachts aber nur mit einem Fahrzeug und einem Arzt erfolgen soll. Dies sei aufgrund der Größe des zu versorgenden Bereiches völlig unzureichend und werde dem Sicherstellungsauftrag nicht gerecht.
Die Arbeitsgruppe wird sich im Januar wieder treffen und dann ihre Arbeit fortsetzen.